Ich habe in den letzten Wochen nichts gelernt!

 

Vorwurfsvoll muss ich mir das als Lehrperson von einer Lernenden im 3. Lehrjahr anhören. Fast schon reflexartig überdenke ich die letzten Wochen. Ich erinnere mich an kurze Sequenzen mit kompakter Wissensvermittlung und regelmäßigen Einheiten individueller Arbeit an eigenen Themen oder an vorgegebenen Themen in unterschiedlichsten Arbeitsformen.

 

Woher kommt das Gefühl nichts gelernt zu haben?

 

Eine meiner Vermutungen ist, dass die individuelle Arbeit oft nicht als „lernen“ empfunden wird. Da die Lehrperson nur punktuell Kontakt aufnimmt. Lernen bedeutet für viele Lernenden immer noch, dass die Lehrperson Wissen vermittelt und die Lernenden dieses über ihre Sinnesorgane aufnehmen. Fehlt diese Einweg-Wissensvermittlung, dann wurde nicht(s) gelernt.

 

Viele der Lernenden sehen das Lernen nicht vorrangig als gemeinsame Aufgabe. Wissen geht vom Lehrer zum Schüler und dann noch ein bisschen weiter zuhause im Selbststudium.

 

Es braucht an dieser Stelle eine Erwartungs- und Rollenklärung. Was sind die Erwartungen der Lernenden bezüglich des Lernens und wie sehe ich die Rolle der Lernenden beim Lernen.

 

Es gilt also den Lernenden die Partnerschaft zum erfolgreichen Lernen deutlich zu machen:

 

Ohne diese beiden Partner geht fast nichts.

 

Lernende und Lehrer bilden eine Zweckgemeinschaft mit dem Ziel der Verbesserung der persönlichen Fähigkeiten. Das ist aber nur möglich, wenn jeder sein Bestes gibt. Es sollte den Lernenden bewusst werden, dass nur derjenige, der sich selbst Mühe gibt, darauf hoffen kann, dass sein Gegenüber Gleiches tut. Dies gilt natürlich auch für Lehrpersonen.

 

Kein Lehrer schafft es auf Dauer den Animateur für eine Klasse zu geben. Dadurch wird das Lernen nicht erfolgreicher und die Energie der Lehrperson ist schnell erschöpft. Kommt es jedoch zu einem regen Austausch der Partner, können sich beide verbessern. Der Unterricht wird lebendiger, die Individualisierung geht leichter von der Hand und das Lernen „passiert“ fast schon.

 

Das nahezu ausgewogene Geben und Nehmen eines jeden im Kursraum ist ein entscheidender Faktor für das Funktionieren von Lernen. Dieses Miteinander lebt davon, dass jeder sein Bestes gibt. Gleichzeitig wird auch der Alltag bereichert, denn mit einem Menschen der nicht nur nimmt, ist man auch einfach gerne zusammen.

 

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